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Corona-Bonus nur für Altenpflege

Betreuer*Innen von Menschen mit Beeinträchtigung erhalten keinen finanziellen „Corona-Bonus“ Georgenborn, den 7. Juli 2020 +++ Die Betreuer*Innen von Menschen mit Beeinträchtigung gehen leer aus, während die Beschäftigten in der Altenpflege einen finanziellen „Corona-Bonus“ erhalten. Auf diese Ungleichbehandlung hat die IFB-Stiftung hingewiesen, die mehrere Einrichtungen zur Betreuung von Schwerbehinderten in Hessen und Sachsen unterhält.

Es sei zwar eine „tolle Geste“, dass die Politik den Beschäftigten in der Altenpflege Anerkennung für den Einsatz in der Corona-Krise zollt, aber völlig unverständlich sei, dass die Betreuer von Behinderten davon ausgenommen seien, kritisiert Monika Fischer, Fachbereichsmanagerin der Gemeinnützigen Zuhause GmbH, die Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigung tragen. Die Einmalzahlung von bis zu 1500 Euro müssten „flächendeckend all die“ bekommen, die in schwierigen Zeiten „den gesellschaftlichen Versorgungsauftrag erfüllen“, ergänzt Fischers Kollege Jürgen Zaunbrecher, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Zuhause GmbH.

In Hessen betreuen etwa 300 Mitarbeiter*Innen der IFB rund 500 erwachsene Menschen mit Beeinträchtigung. Dass die einen eine Sonderzahlung erhalten und die anderen nicht, sei „vom Einsatz her nicht erklärbar“, meint Fischer. Die Ungleichbehandlung mache deutlich, „wie die Behindertenbetreuung in der Öffentlichkeit gesehen wird“, sagt Zaunbrecher, „es ist das Signal, dass unser Bereich nicht so wichtig ist, und davon sind die Betreuer*Innen ebenso betroffen wie die Betreuten“. Körperlich oder geistig beeinträchtigte Menschen würden übersehen und vergessen: „Eltern hat jeder, alle werden mal krank, aber behindert – das sind die anderen“, fasst Fischer die generelle Meinung zusammen.

Wie die Betreuer von Behinderten in der Corona-Krise zusätzlich gefordert waren, illustriert Ellen Schmidt-Nobus, Geschäftsführerin der Zuhause Mobil GmbH. Die Mitarbeiter*Innen hätten sich den gesundheitlichen Risiken ausgesetzt, und als die Behinderten-Werkstätten geschlossen wurden, als Besuchsverbote galten, als die vertrauten Gesichter der Pfleger hinter Masken verschwanden, als die Menschen mit Beeinträchtigung also ihren gewohnten Alltag radikal verändert sahen, da hätten die Betreuer*Innen „dafür gesorgt, dass sie nicht hinten runterfallen, dass sie nicht genervt sind, dass sie keine Rückschritte machen“. 

Im Einzelfall führe die Ungleichbehandlung zu absurden Situationen: Die Betreuung manch eines beeinträchtigten Menschen wird teils aus der Pflegeversicherung, teils aus der Eingliederungshilfe für Behinderte finanziert und entsprechend auch von verschiedenen Beschäftigten geleistet – von denen der eine den Bonus erhält und der andere nicht.

„Ich glaube auch nicht, dass morgen Herr Spahn anrufen und sagt, ja, Sie haben recht“, meint Monika Fischer. Aber das Thema gehöre in die Öffentlichkeit - schon der Mitarbeiter wegen, deren Motivation in den kommenden Monaten genauso wichtig sei wie in den vergangenen.

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