„Im November 2015 bin ich nach Australien gereist. Die Dauer der Reise war offen. Ich wollte mein Englisch verbessern und herausfinden, ob ich mein Leben alleine auf die Beine stellen kann. Das hat gut geklappt. Die Reise habe ich selbst finanziert. Ich arbeitete in Sydney, kaufte mir ein Auto und fuhr die East-Coast hoch. Der Plan war, nach Deutschland zurückzukehren und zu studieren. Doch es kam alles anders:

Am 2. Mai 2016 traf ich ein Pärchen, das ich vom Surfkurs kannte. Wir sind mit zwei Freundinnen zu einem See gefahren. Mit einem Kopfsprung aus Wasserhöhe bin ich hineingesprungen und nach dem ersten Schwimmzug mit dem Kopf gegen eine unterirdische Leitung geprallt. Ich lag lange im Wasser, mit dem Rücken zur Oberfläche, war wach, die Augen offen und konnte nichts mehr bewegen. Nachdem mir die Luft ausgegangen ist, bin ich langsam zum Seegrund getrudelt. Ich dachte: ‚Jetzt ist es vorbei.‘ Das war aber nicht schlimm, weil ich nicht das Gefühl hatte, ein schlechtes Leben gehabt zu haben. Ich war auch nicht panisch oder traurig. Es war halt einfach so – in dem Moment wurde ich rausgezogen. Das Erste, was ich sagte war: ‚Ich spüre nichts‘. Ich wurde mit dem Helikopter nach Cairns geflogen.

Nachdem ich gerettet wurde, hoffte ich, dass es nur eine Quetschung ist, die wieder weggeht. Ich wollte nicht, dass meine Eltern sich unnötig Sorgen auf dem langen Flug machen. Aber nach dem CT haben sie mir gesagt, es sei etwas sehr, sehr Schlimmes, das mein Leben beeinflussen werde. Dann rief ich doch meine Eltern an. Mein Vater flog direkt nach Brisbaine – dorthin brachte man mich für die Operation. Mehrere Knochen im Hals waren gebrochen, ein Knochen konnte nicht mehr gerettet werden, er wurde durch einen Hüftknochen ersetzt. Weil Wasser aus der Lunge rausgepumpt werden musste, wurde ich künstlich beatmet.

Vincent nach dem Unfall

Direkt nach meinem Unfall habe ich gedacht, ‚wenn ich überlebe, werde ich in ein Altenheim in Deutschland abgeschoben und das war‘s dann mit meinem Leben‘. Super wichtig war, dass ich die ganze Zeit psychologisch betreut wurde. Es war ganz schön viel auf einmal, ich war die ganze Zeit an der Grenze des Sterbens. Nach sechs Wochen auf der Intensivstation wurde ich in die BG Unfallklinik Frankfurt geflogen. Dort verbrachte ich über 1 Jahr.

Ich fing langsam wieder an, selbstständig zu atmen, zu sprechen, mich zu bewegen und meinen Kreislauf aufzubauen. Wieder Atmen zu können war die schwierigste Sache, die ich je in meinem Leben gemacht habe. Das geht nur, indem man das Beatmungsgerät reduziert. Es fühlt sich so an, als bekomme man keine Luft mehr.

... und so lebt Vincent heute

„Ich bin trotz meiner Querschnittslähmung ziemlich fit: Ich kann meinen linken Arm relativ gut bewegen – das Rückenmark ist nicht komplett zertrennt. Direkt im Herbst 2017 bin ich ins Studentenwohnheim im Westend/Frankfurt gezogen und fing an Physik zu studieren.

Ich hätte nie gedacht, dass ich so ein Glück haben werde, so schnell wieder selbstbestimmt leben zu dürfen. Wir suchten nach einem ambulanten Dienst, der auf meine Anforderungen eingeht. Mir war wichtig, dass ich mit meiner hohen Querschnittslähmung selbstbestimmt etwas planen und in den eigenen vier Wänden leben kann.  Diese Freiheit ermöglicht mir ein Pool aus 8 Betreuer*innen mit einer 24-Stunden-Assistenz, getaktet im Drei-Schichten-System. Sie unterstützen mich in allen Lebenslagen – ich kann weder selbstständig ein T-Shirt anziehen noch alleine etwas trinken.  Es ist aber natürlich eine Anpassung, weil man nie alleine ist. Trotzdem habe ich das Gefühl, das machen zu können, was und wann ich es möchte – das ist großartig. Die IFB bietet ein breites Angebot: Wohnen, Sport und Arbeit. Das ist schon sehr cool und können nicht viele. Ich wollte nicht mit meinen 24 Jahren von meinen Eltern gepflegt werden und wieder bei ihnen einziehen.

Seit Ende 2020 wohne ich im Ostend. Ich fahre mit dem Fahrservice zum Campus. Die Zuhause Mobil hilft mir auch dabei, meine kurzen und langfristigen Ziele im Blick zu behalten und unterstützt mich in der Umsetzung in jedem Aspekt.

Ich möchte meinen Bachelor und ein Praktikum in einem Unternehmen machen. Aber das kommt jetzt alles erst noch …“

Ihre Spende ermöglicht Vincent ein selbstbestimmtes Leben

Die Geschichte von Vincent zeigt, wie schnell sich das Leben verändern kann. Mit Hilfe von Spenden und in Kooperation mit den SV Rhinos (einem eigenständigen inklusiven Sportverein, der einst von der IFB-Stiftung gegründet wurde, sich inzwischen aber selbstständig finanziert und losgelöst von der IFB-Stiftung agiert), wurde ein Laufrollstuhl angeschafft. Vincent und sein Assistententeam haben jüngst am Wings for Life Worldrun in Frankfurt teilgenommen. Vincent benötigt weitere Ausrüstung, die ihm ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Mit einer Spende machen Sie das möglich.

IBAN: DE54 5109 0000 0001 4444 41

BIC:  WIBADE5WXXX

Stichwort: VINCENT