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„Wir dürfen uns nicht alles gefallen lassen!“

Erstellt von Claudia Spura

Seit vier Jahren hat sich der kleine, aber gut sortierte Zuhause Markt in Georgenborn etabliert und das soll auch künftig so bleiben. Trotz drohender Konkurrenz durch eine große Supermarktkette auf der grünen Wiese, bleibt Marktleiterin Simone Klein optimistisch und hat viele Visionen für die Zukunft.

Georgenborn. „Wir dürfen uns nicht alles gefallen lassen“, sagt Simone Klein, Leiterin des Zuhause Marktes, „denn es stehen auch Arbeitsplätze auf dem Spiel. Wir leben Inklusion.“ Sie fordert von den Verantwortlichen mehr Transparenz und Offenheit. Zusammen mit ihren Mitstreiter*innen besuchte sie die letzte Gemeindevertretersitzung. „Als IFB-Stiftung haben wir als Ziel Menschen mit Behinderung zu fördern. Das fängt in einem kleinen Supermarkt an und hört beim Kontakt mit den Wohnheimbewohnern aus Georgenborn auf. Wir möchten als Partner in die Planung und Durchführung mit eingebunden werden. Rewe hat tolle Nachhaltigkeitsprojekte - wieso nicht auch Sozialprojekte? Wir sind für Gespräch bereit und beraten gerne, wie ein Supermarkt auch für Menschen mit Behinderung attraktiv sein kann!“, sagt Melissa Groh, Geschäftsführerin der IFB-Stiftung.

Der Ortsbeirat hatte sich auf seiner letzten Sitzung mehrheitlich gegen die Einleitung des Bauleitplanungsverfahrens ausgesprochen. „Die Betriebsamkeit, die hier an den Tag gelegt wird, ist uns völlig unverständlich“, moniert Ralf Appelt von der Fraktion ‚Bürger für Bürger‘. Man wolle ein Bauvorhaben dieses Ausmaßes nicht im Eilverfahren abstimmen. Daher ist am 12. Dezember ab 19:30 Uhr in der Heinz-Grein Turnhalle auch ein Diskussionsabend für kritische Bürger*innen-Fragen geplant. „Es wird viel Gegenwind geben“, davon ist Appelt überzeugt. Er gehört seit Jahren zur treuen Kundschaft des Zuhause Marktes. Anfänglich sei er noch von einem großen Supermarkt in Georgenborn überzeugt gewesen, doch das habe sich seit der letzten Sitzung des Ortsbeirates geändert. „Es gibt zwei gute Argumente dagegen. Erstens ist ein Supermarkt in Martinsthal geplant, der niemanden stören wird. Zweitens kann ein großer Supermarkt schnell zur Belastung für die Anwohner werden.“ Erst ab ca. 12.000 Einwohner lohne sich ein Großmarkt. Die Gemeinde insgesamt habe gerade einmal ca. 6.500 Einwohner. Das könne auch durch eine höhere Kaufkraft nicht aufgefangen werden. Wirtschaftlich rechne sich der Supermarkt daher nur, wenn Bewohner der umliegenden Ortschaften ebenfalls zum Einkaufen kämen. „Berufspendler beispielsweise, die über die Mainstraße fahren“, sagt Appelt.

„Wir zerstören den naturnahen Charakter unseres Ortes“, fürchtet die stellvertretende Ortsvorsteherin Eva Kamin und stellt zudem die Tauglichkeit des Standorts im Hinblick auf die Vollversorgung der Gesamtgemeinde in Frage. Tatsächlich wäre der neue Supermarkt, vorausgesetzt er wird gebaut, das größte und höchste Gebäude in Georgenborn. „Wir sind doch bisher mit unserem kleinen Markt gut zurechtgekommen, der als Inklusionsprojekt auch soziale Aspekte berücksichtig“, sagt Kamin und befürchtet durch die Ansiedlung des Rewes in Georgenborn das Aus der lokalen Einzelhändler“.

„Wir sollten für unseren Ort etwas ganz Besonderes erhalten, was für Vielfalt und Regionalität steht“ sagt auch Sandra Paffe (SPD).“ „Und mal Hand aufs Herz: Sollte nicht auch so etwas wie ein „Tante-Emma-Laden“ noch eine Zukunft haben? Ich meine Ja! Unabhängig von der persönlichen Meinung ist allen Mitgliedern des Ortsbeirates wichtig, eine Diskussion im Ort anzuregen, da wir das Argument der Vollversorgung der Georgenborner in Laufnähe durchaus nachvollziehen können.“

Seit Jahren hat sich der Zuhause Markt in Georgenborn als wichtiger Nahversorger in der Region etabliert. „Natürlich werden Großeinkäufe in Zentren erledigt“, sagt Marktleiterin Simone Klein, das sei ihr bewusst. „Wir sind aber fußläufig erreichbar und bieten Lebensmittel aus den Betrieben im Umland, teilweise in Bio-Qualität und liefern nach Hause.“ Auch das Sortiment solle besonders im Bereich Fleisch- und Wurstwaren weiter ausgebaut werden. Demnächst gehören auch Produkte vom Meilinger Hof dazu. Man sei bereits mit weiteren Erzeugern aus der näheren Umgebung im Gespräch. „Um Kräuter, Salat und Gemüse noch frischer anbieten zu können, planen wir auch eine Kühltheke anzuschaffen“, sagt Klein. Nachhaltigkeit und Transparenz schätzten die Verbraucher sehr und wären bereit für gute Ware auch mehr zu bezahlen. “Eines unserer Alleinstellungsmerkmale ist die Nähe zum Kunden“; so Klein. Um das Sortiment künftig noch besser auf deren Wünsche abstimmen zu können, würden in den kommenden Wochen im Markt wieder Briefboxen für Vorschläge und Anregungen aufgestellt.

Foto: Ralf Appelt, Simone Klein, Michael Ihrig/ Quelle: IFB-Stiftung
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