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„Jeder Klient ist anders“/ Unterwegs mit Zarah Sagel

Erstellt von Claudia Spura

Wiesbaden. „Heute machen wir einen Stadtbummel“, sagt Zarah Sagel. Sie hat ihren Klienten Mohamed Ali Madanieh am Morgen in Hünstetten bei strömendem Regen abgeholt und ist mit ihm nach Wiesbaden gefahren.

Bei schlechtem Wetter ist der Luisen-Center im Herzen von Wiesbaden eine gute Adresse, um beim Shoppingvergnügen trocken zu bleiben. Anschließend trinken beide noch eine Tasse Tee. Doch bevor es wieder nach Hause geht, wird ein Stopp-Over beim Lieblingssyrer eingelegt. „Das ist das beste Restaurant in Wiesbaden“, versichert Madanieh und freut sich schon auf das Mittagessen. Auch Zarah Sagel ist eingeladen. Die 23-Jährige macht gerade ihr Anerkennungsjahr zur Heilpädagogischen Erziehungspflegerin bei der Zuhause mobil in Limburg. Zwei Jahre Berufsschule hat die junge Frau bereits hinter sich, jetzt freut sie sich auf die praktische Arbeit mit ihren Klienten, um das Gelernte endlich anwenden zu können. „Jeder Klient ist anders“, sagt sie. Manchmal geht sie mit den Klienten spazieren, manchmal müssen Behördengänge gemacht werden oder sie leistet Gesellschaft. Auf jeden Fall lernt sie viele unterschiedliche Kulturen kennen. Nach dem syrischen Essen mit der Familie wird es kurz noch einmal ernst. Zusammen mit dem Klienten hat sie eine Bewerbung verfasst, kurz darauf meldet sich das Arbeitsamt und lädt Herrn Madanieh zum Vorstellungsgespräch ein. „Er könnte als ehrenamtlicher Dolmetscher arbeiten“, erzählt Zarah und freut sich über den Erfolg ihres Klienten.

Auch die 20-jährige Josie möchte ein 6-wöchiges Praktikum bei der Zuhause mobil machen. Zurzeit ist sie im zweiten Ausbildungsjahr an der Marienschule in Limburg. Nach einem freiwilligen, sozialen Jahr an einer Schule für Kinder mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen sei ihr schnell klar geworden, dass dieser Beruf der richtige für sie sei. „Ich möchte Menschen dabei unterstützen, selbstständig zu leben“, sagt sie. Noch vor zwanzig Jahren sei die Antwort auf die Frage, warum man den Beruf des Heilerziehungspflegers ausüben möchte, eine ganz andere gewesen. „Meist lautete die Antwort: man wolle den Menschen helfen“, erinnert sich Enrico Frankreiter, der seit über zwanzig Jahren als Heilerziehungspfleger arbeitet. „Damals in meiner Ausbildung stand noch alles unter dem Normalisierungsprinzip, d.h. den Menschen ‚normal‘ zu machen. Aber da geht schon die Definition los: wo fängt normal an und wo hört es auf? Jetzt sind wir bei der Inklusion. Jetzt soll sich die Umwelt an den Menschen anpassen. Das ist das, wo man eigentlich hinwill“, erklärt Frankreiter. Der Beruf sei auch deshalb so spannend, weil er einem stetigen Wandel ausgesetzt sei.

Im Gespräch mit Josie, die er während ihres Praktikums bei der Zuhause mobil betreuen wird, geht es daher auch um ganz klassische Fragen, wie Arbeitszeiten. „Die richten wir nach dem Bedarf unserer Klienten aus. Es gibt Klienten, die besuchen am Vormittag eine Werkstatt, da gehen wir am Nachmittag hin. Ich habe aber auch einen Klienten, der arbeitet am Abend in einer Pizzeria, da muss man dann an dessen freien Tagen hingehen“, erzählt Frankreiter. Natürlich brennt Josie darauf irgendwann selbstständig zu arbeiten und fragt: „Wann darf ich denn zum ersten Mal alleine zu Klienten?“ „In der Pädagogik zunächst noch nicht“, sagt Frankreiter. Aber wenn Praktikant*innen ihre Klient*innen gut kennengelernt hätten, wäre eine selbstständige Unterstützung im Haushalt denkbar, beispielsweise beim Putzen oder Kochen. „Leider ist der Beruf des Heilerziehungspflegers noch immer nicht so bekannt, zu Unrecht“, moniert Frankreiter. Er ermuntert Jugendliche beispielsweise auf Berufsmessen dazu, einfach mal ein Orientierungspraktikum in einer Einrichtung zu machen.  Bereits ab der 8. Klasse können Praktikanten beispielsweise bei der Zuhause mobil anfangen. Alles rund um die Ausbildung selbst können Interessierte am 29.01.2024 am Tag der offenen Tür in der Marienschule in Limburg erfahren.

 

Alles rund um die Ausbildung selbst können Interessierte am 27.01.2024 von 11-15 Uhr am Tag der offenen Tür in der beruflichen Marienschule in Limburg erfahren. An diesem Tag finden sich zahlreiche Möglichkeiten, mit den Studierenden und den Lehrkräften in Kontakt zu kommen.  

Die Studierenden stellen unterschiedliche Projekte vor. Verschiedene Informationsstände laden dazu ein, sich unter anderem über die Ausbildungsmöglichkeiten- und Formen (Sozialassistent*in; Erzieher*in; Heilerziehungspfleger*in) an der Marienschule zu informieren. Die Marienschule Limburg bietet eine praxisnahe Ausbildung mit familiärer und gemeinschaftlicher Atmosphäre, in der die Studierenden individuell unterstützt und begleitet werden. „Die Schule legt großen Wert auf eine lernförderliche Klassengröße, in der die Studierenden gut lernen und sich wohlfühlen können“, sagt die Koordinatorin für Heilerziehungspflege Lena Klöpper. Eine enge Theorie-Praxis-Verzahnung ist den Lehrkräften besonders wichtig. Deshalb unterrichten dort Lehrkräfte, die selbst pädagogische/pflegerische Praxiserfahrungen haben. Der Ausbildungsalltag wird begleitet durch Projekte und Ausflüge auch außerhalb des Schulgebäudes. “Therapeutisches Reiten und Babywatching gehören ebenso zum Schulportfolio, wie die Möglichkeit von Auslandspraktika beispielsweise in Indien“, so Klöpper.

Weitere Informationen zu den Ausbildungsmöglichkeiten, den Aufnahmevoraussetzungen und dem Tag der offenen Tür findet man auf der Homepage www.berufliche.marienschule-limburg.de

Zarah Sagel mit ihrem Klienten Klienten Mohamed Ali Madanieh
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