Kunstwerke von Künstlerinnen und Künstlern mit Behinderungen werden in der Zeit von Mittwoch, 3. Mai, bis Freitag, 12. Mai, im Foyer des Wiesbadener Rathauses, Schlossplatz 6, ausgestellt. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende eröffnet die Ausstellung am Dienstag, 2. Mai.
Die Kunstwerke sind Teil der Gemeinschaftsausstellung „Sichtbar – Kunst und Inklusion“, die aus Anlass des Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, der am Mittwoch, 5. Mai, stattfindet, zu sehen ist. Im zweiten Teil der Ausstellung sind Fotografien des Wiesbadener Fotokünstlers Rui Camilo zu sehen, die er bei seinem Besuch im Kinderhospiz Löwenmut in Klipriver in Südafrika aufgenommen hat.
„Ich male gerne“, sagt Heinz Römer. Der 65-Jährige freut sich sehr auf die Kreativ-Vormittage im Christian-Groh-Haus in Schlangenbad, eine Einrichtung der Gemeinnützigen Zuhause GmbH, einer Gesellschaft der IFB-Stiftung. In den kommenden Wochen bis zur Ausstellung laufen die Malarbeiten auf Hochtouren, denn die letzten Bilder sollen fertig werden. Zurzeit entsteht in Gemeinschaftsarbeit ein großes Mandala in frühlingshaften Farbtönen. Heinz malt grüne Kreise, eine andere Bewohnerin rosafarbene Bögen. „Jeder malt das, was er kann und was ihm am meisten liegt“, erklärt Andrea Müller. Die ausgebildete Dekorateurin leitet die Bewohnerinnen und Bewohner zwischen 20 und 70 Jahren dazu an, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, um gemeinsam schöne Dinge zu gestalten. Die meisten Kunstwerke, die hier entstehen, hängen in den Büros, Fluren und Zimmern der Einrichtung. Insgesamt 25 Menschen mit geistigen, beziehungsweise körperlichen Behinderungen leben im Christian-Groh-Haus. Wer mag, kann im Rahmen des Tagesstrukturprogramms an den Kreativ-Vormittagen teilnehmen. „Viele Kunstwerke müssen wir leider im Keller lagern“, sagt Andrea Müller. Schon lange hätte man nach geeigneten Räumlichkeiten gesucht, um die Kunstwerke für die Öffentlichkeit „sichtbar“ zu machen.
„Warum nicht im Rathausfoyer?“, dachte sich Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, der durch einen Zeitungsartikel aufmerksam wurde. Er nahm Kontakt zur Einrichtung auf und schon war der Plan gefasst, eine Ausstellung im Rahmen des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zu organisieren, der in diesem Jahr unter dem Motto „Zukunft barrierefrei gestalten“ steht.
„Wiesbaden ist eine offene Stadt für alle. Wir wollen die Anforderungen von Menschen mit Beeinträchtigungen gerade in diesem Jahr verstärkt in den Fokus rücken“, erläutert Oberbürgermeister Mende. Wiesbaden ist in diesem Jahr Host-Town für die Special Olympics World Games 2023 und plant unterschiedliche Aktivitäten zum Thema Inklusion. Unter anderem findet am Samstag, 3. Juni, ein Sport- und Inklusionstag auf dem Schlossplatz statt. Vereine, Initiativen und städtische Fachabteilungen präsentieren an diesem Tag ihre Arbeit und Projekte. „Wir wollen das Thema Inklusion in Wiesbaden weiter voranbringen und sichtbarer machen. Als Oberbürgermeister aber auch mir persönlich ist es ein wichtiges Anliegen, dass jeder und jedem die Teilhabe an der Gesellschaft ohne Ausgrenzung oder Diskriminierung möglich ist. Unser aller Aufgabe muss es sein, Barrieren abzubauen“, sagt Oberbürgermeister Mende.
Im zweiten Teil der Ausstellung sind Fotografien aus dem Kinderhospiz Löwenmut in Klipriver, südlich von Johannesburg zu sehen. Dort kümmert sich die IFB-Stiftung um 43 schwerbehinderte oder lebensverkürzend erkrankte Kinder, die von den eigenen Familien teilweise ausgesetzt und sich selbst überlassen werden. Neben der pädagogischen Förderung und Pflege bekommen die Kinder individuelle Therapien und die Möglichkeit zur schulischen Bildung. Wer diese Kinder sind, wer sie betreut und wie es in einem südafrikanischem Kinderhospiz aussieht, ist auf den eindrucksvollen Fotografien von Rui Camilo zu sehen. Der Fotokünstler, der bereits zum zweiten Mal in Südafrika ist und das Kinderhospiz besucht, macht das aus freien Stücken, um zu helfen. Rund 80.000 Euro fehlen derzeit noch für den Kauf einer Solaranlage. Unabhängig vom Energienetz des Landes zu sein, wäre für die Einrichtung ein Segen. Denn das örtliche Stromnetz bricht häufig über Stunden zusammen. Einige Kinder sind aber auf Beatmungsmaschinen angewiesen. Fällt dann der Strom aus, kann das ein Kinderleben kosten.
Weitere Informationen unter www.ifb-stiftung.de, www.zuhause-mobil-gmbh.de und www.kinderhospiz-loewenmut.de .