WIESBADEN. Das Kind zur Kita bringen oder abholen und in einem Rutsch den Einkauf erledigen – ganz ohne Umparken? Das geht im Wiesbadener Stadtteil Dotzheim. 50 Kinder mit und ohne Behinderung können dort seit dem Spätherbst in der Gemeinnützigen Känguru Kita Am Hang ganztägig betreut werden. Neun Erzieherinnen kümmern sich um zwei Elementargruppen und eine Krippengruppe. Erst an diesem Dienstag (26. April) wurde die Einrichtung offiziell eröffnet – im November machte Corona dem einen Strich durch die Rechnung. Gelegenheit für viele geladene Gäste, die gelungene Integration einer Kindertagesstätte in eine Gewerbeimmobilie in Augenschein zu nehmen.
Dass es Neuland war, das Aldi Süd als Immobilienentwickler hier beschritt, zog sich wie ein roter Faden durch die Grußworte. Am Standort Dotzheim wurde nicht nur die Filiale des Discounters erweitert und modernisiert, sondern ein viergeschossiger Neubau errichtet, der im Erdgeschoss sowie im Obergeschoss weitere Ladenflächen sowie ein Parkdeck beinhaltet. In der zweiten und dritten Etage befindet sich die Kita.
Und wie das mit neuen Ansätzen eben ist, gab es anfangs auch Skepsis, „ob das wohl was wird“, wie Kindergartenleiterin Christine Hock freimütig zugab. Sie war in die Umsetzung dieser „coolen Idee“ voll eingebunden und konnte ihre Erfahrung aus 30 Jahren Kita-Alltag in die Innengestaltung einbringen. Mittlerweile sind die ersten Kinder, die im November in die Kita einzogen, dort gut angekommen. 710 Quadratmeter und ein Außengelände von 600 Quadratmetern bieten viel Spielfläche. Leuchtende Farben, viel Licht durch bodentiefe Fenster und ein grandioser Ausblick bis zum Neroberg sorgen dafür, „dass man für Sekunden vergisst, bei der Arbeit zu sein“, sagt Christine Hock. Für die liebevolle und zugleich praktische Innenausstattung sorgten neben externen Firmen die Mitarbeitenden der GZU mbH, die zur IFB-Stiftung (Inklusion durch Förderung und Betreuung) gehört und zahlreiche Menschen mit Einschränkungen beschäftigt. Den Kindern erleichtert diese Umgebung, hier ein zweites Zuhause zu finden. Denn sie verbringen in Kitas oft mehr Stunden als Vollzeitbeschäftigte in ihrem Job. Daran erinnerte auch Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr, selbst Schulleiter und Pädagoge. Er betonte, wie wichtig es sei, neue Nutzungskonzepte wie Am Hang auszuprobieren. Die neue Kita erlaube mehr Zeitökonomie für die Eltern und sei auch ökologisch sinnvoll, weil unterschiedliche alltägliche Erledigungen sich mit wenigen Schritten verbinden ließen.
Stadträtin Gabriele Wolf, die stellvertretend für Sozialdezernent Christoph Manjura ein Grußwort hielt, betonte die schnelle Realisierung des innovativen Kita-Projekts: Vom Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im Juni 2019 bis zum ersten Spatenstich im August 2020 und zur Inbetriebnahme im November 2021 sei nicht viel Zeit ins Land gegangen. Als „echte Dotzheimerin“ freue sie sich über das Neuland, was durch die Verbindung aus Gewerbeimmobilie und Kita hier betreten wurde. Und sie zeigte sich sehr zufrieden, dass mit der Gemeinnützigen Känguru Kitas Wiesbaden GmbH, die auch zur IFB-Stiftung gehört, ein erfahrender Träger gefunden worden sei, der nun fünf Kitas im Stadtgebiet betreibt.
Martin David, Geschäftsführer der Aldi Süd Regionalgesellschaft Bingen, bekam bei der offiziellen Eröffnung ganz viel Lob für die Zusammenarbeit mit seinen Immobilienentwicklern zu hören. Sandra Schmitz, Geschäftsführerin der Känguru Kitas Wiesbaden, betonte, sie habe bisher nie mit Aldi als Geschäftspartner zu tun gehabt. „Aber wir haben erlebt, dass Sie sich wirklich kümmern und dass es Ihnen wichtig ist, dass dieses Projekt gelingt.“ David sagte, dass es dem Discounter gerade in Ballungsräumen mit knappen Flächen ein Anliegen sei, das Filialumfeld aktiv mitzugestalten und in Kooperation mit den Kommunen und weiteren Partnern eine in den Stadtteil integrierte Nahversorgung für junge Familien zu ermöglichen. Man habe bereits Erfahrung mit der Errichtung von eigenen, teils öffentlich nutzbaren Kindertagesstätten, aber mit Externen ein solches Projekt umzusetzen, sei auch für Aldi nicht das Tagesgeschäft. Deshalb freue er sich umso mehr über das „gelungene Ensemble“, das in Dotzheim entstanden ist. „Ich wünsche Ihnen und den Kindern einen unbeschwerten, pandemiefreien Sommer“, sagte er in Richtung von Kita-Leiterin Christine Hock. Und das wünschen sich wohl alle.
