Zurück

Verlassen und doch an einem sicheren Ort - Babysaver soll riskante Ablage von Neugeborenen vermeiden helfen

Mitarbeitende des Internet-Unternehmens Yalwa aus Wiesbaden-Erbenheim spenden für eine Babyklappe am Kinderheim und -hospiz Löwenmut nahe Johannesburg.

WIESBADEN/KILPRIVER. „Wir wollen dazu beitragen, verzweifelten Müttern und ihren Kindern eine Alternative anzubieten.“ Alina Kilian, 30 Jahre alt und Software-Produktmanagerin bei Yalwa in Wiesbaden-Erbenheim, steht mit Adele Modoo in der heißen Sonne Südafrikas, wo gerade Sommer ist. Aber weder die Umgebung noch das Thema entsprechen touristischen Klischees. Stattdessen ein gemauertes Häuschen mit einer Luke aus Metall, dahinter ein eingezäuntes Gelände. „Es gehört leider zum Alltag, dass Babys einfach abgelegt und ihrem Schicksal überlassen werden“, sagt Adele Modoo. Sie leitet das Kinderheim und -hospiz Löwenmut in Kilpriver nahe Johannesburg. Adele zeigt Alina den Baby Saver, der Dank der Spenden von Alina und ihren Kollegen von der Erbenheimer Internet-Firma Yalwa gebaut werden konnte. Es ist der elfte sichere Ablageort, der in Südafrika geschaffen wurde.

Bitterste Armut, Arbeitslosigkeit, Krankheiten wie Aids, aber auch Vorbehalte und Sorgen, wenn ein Kind mit schweren Einschränkungen auf die Welt kommt, sind häufig ursächlich dafür, dass Babys ausgesetzt werden. Wie der kleine Sipho, der im Mai letzten Jahres ins Kinderhospiz Löwenmut kam und im Herbst mit geschätzt sechs Jahren starb. „Wir kennen weder seinen Geburtsnamen noch sein genaues Alter“, sagte Modoo. „Aber wir wissen, dass er 2020 in einer Krankenhaustoilette gefunden wurde. Seine Eltern waren nicht zu ermitteln“, so Adele. Im Kinderhospiz Löwenmut erhielt der schwer kranke Junge nicht nur die erforderliche palliativmedizinische Versorgung, sondern auch ganz viel Zuwendung und Liebe. Zumindest seine letzte Lebensphase verbrachte Sipho behütet und umsorgt.

Das Unternehmen Yalwa vernetzt Menschen und Märkte digital. Es hat 60 Mitarbeitende aus mehr als 25 Ländern. Alina berichtet vom innerbetrieblichen Engagement für den Baby Saver: „Wir haben reihum Kuchen und Quiche gebacken und die Kollegen haben dafür ordentlich ins Portemonnaie gelangt.“ Die beiden Yalwa-Geschäftsführer Klaus Gapp und Dr. Anja Gapp-Binder haben aufgestockt, so dass die benötigte fünfstellige Summe zusammenkam.

„Wir haben selbst eine Tochter. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie verzweifelt Eltern sein müssen, um ihr Baby hilflos zurückzulassen. Jedes Kind, das durch den Baby Saver gerettet wird und eine Perspektive bekommt, ist es wert, dass wir uns engagieren“, sagt Anja Gapp-Binder.

IFB-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Groh, der Löwenmut 2011 initiierte und die Entwicklung der Einrichtung weiter vorantreibt, erklärt, wie es für die Babys nach der Ablage im Baby Saver weitergeht: „Wird bei den Säuglingen eine Behinderung festgestellt, bleiben sie bei Löwenmut und werden dort versorgt und betreut. Sind sie gesund, werden sie von einer anderen gemeinnützigen Organisation in Obhut genommen und können, nach einem festgelegten Prozedere, auch adoptiert werden.“

Derzeit leben 41 Kinder bei Löwenmut; sie werden altersgerecht betreut und gefördert. Yalwa hat im Vorjahr dazu beigetragen, einen neuen Gebäudeteil für die älteren Kinder des Hospizes zu realisieren. Für diesen Flügel werden noch Spenden für die Inneneinrichtung und für technische Ausstattung benötigt. Mit dem neuen Gebäudeteil können weitere Kinder mit Behinderung aufgenommen werden, sodass rund 50 Menschen mit Behinderung ein Zuhause finden.

Alina Kilian (li.) und Adele Modoo hoffen, dass verzweifelte Mütter sich für den Baby Saver als sicherem Ablageort entscheiden. Foto: Jackie Nkadimeng
Lachen und schaukeln im Kinderhospiz Löwenmut: Alina Kilian genoss die Zeit mit den Kindern. Foto: Jackie Nkadimeng
Alina Kilian, Produktmanagerin bei Yalwa, über die Beweggründe der Mitarbeitenden den Bau einer Babyklappe zu unterstützen. Video: Yalwa GmbH
Anja Gapp-Binder, Geschäftsführerin Yalwa GmbH, über die Förderung von Löwenmut als Herzensangelegenheit. Video: Yalwa GmbH
Zurück